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Geschichte des Axamer Josefnspiels


Die beiden Axamer Josef Maurer und Hans Dollinger schrieben in den Jahren 1677/78 das Spiel "Von den zwölf Söhnen Jakobs des Patriarchen", das "Axamer Josefnspiel".
Wohl auf Anraten der frommen Benediktinerinnen in Chiemsee wurde das Gelöbnis abgelegt, alle 10 Jahre das Josefnspiel aufzuführen. Das Spiel dauerte damals den ganzen Tag über und wurde teilweise im Freien, unter Mitwirkung der gesamten Dorfbevölkerung aufgeführt. Noch in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts dürften sich Aufführungen vom "Jüngsten Gericht" und vom "Josefnspiel" abgewechselt haben.
Wegen der mariatheresianischen Unterdrückung solcher ländlicher Mysterien konnten diese Spiele nur noch in Wirtshaussälen heimlich aufgeführt werden.
Eine der beiden Handschriften, datiert mit 1678, wurde von Prof. Dörrer laut seinen Aufzeichnungen im Jahre 1948, anläßlich des 2. Axamer Heimattages, an die Gemeinde Axams als unveräußerliches Geschenk übergeben. Dieser Text konnte allerdings bis heute nicht aufgefunden werden. Außerdem wissen wir aus den Ausführungen von Prof. Dörrer von Handschriften aus den Jahren 1869, 1891, 1903, 1913, 1918, 1927 und 1947. Allerdings ist nur jene aus dem Jahr 1869 im Besitz des Volkstheaters Axams.

Hier ein Artikel aus der Tiroler Bauernzeitung aus dem Jahr 1947:
„Infolge unentwegt starker Nachfrage wird das seit 1677 übliche Axamer Volksschauspiel „Der ägyptische Josef und seine Brüder“, das dort ungefähr alle zehn Jahre veranstaltet wird, auch noch am 12., 20. und 27. Juli um 15 Uhr im Dorftheater von Axams gegeben werden. Kartenbestellungen sind möglichst bald an die Spielleitung in Axams Nr. 92 zu richten. Innsbrucker können, zunächst für den 13. Juli, Eintrittskarten in der Bauernbundkanzlei, Marktgraben 2, Zimmer 11, beziehen. Vom Innsbrucker Marktgraben fährt am 13. Juli um 13 Uhr ein Lastauto nach Axams. Außerdem besteht die Möglichkeit, bis Kematen mit der Bahn zu fahren und von dort nach Axams hinaufzugehen. Für Sondervorstellungen empfiehlt es sich, die Eintrittskarten für 250 Teilnehmer 14 Tage zuvor zu bestellen und den ermäßigten Pauschalpreis zu begleichen. Das gilt auch für Jugendvorstellungen, deren mehrere schon veranstaltet wurden.
Die Axamer Volksschauspiele zählen zu den ältesten im Lande. Nach dem seit 1613 nachweisbaren Passionsspiel von Erl bei Kufstein dürfte das Dorf Axams das einzige in Tirol sein, das sich seit 1650 nachweislich ununterbrochen bis auf den heutigen Tag mit gößeren und ernsteren Volksschauspielen bewährte. Es ist nie eine Beute bloßer Vergnügungssucht geworden und hat daher auch warme Anerkennung durch die besten Kenner des Volksschauspiels und Freunde unseres Volkes gefunden. Der diesjährige außerordentliche Erfolg spricht dafür, dass seine Aufführungen dem Bedürfnis des Volkes entsprechen, auf Fragen Antwort zu geben, die das Zeitgeschehen schuldig blieb. Was aber am meisten wirkt, ist das noch unverbildete Spiel, der reine Gesang, die dörflich echte Ausstattung. Axams ist eine sehr alte Gemeinde und Pfarre und schaut auf eine gute Überlieferung zurück. Wer sich ein wenig in Dorf und Kirche umsieht, wird bald dessen gewahr werden.“

Leider sind die genauen Aufführungstermine aus den letzten Jahrhunderten nicht erhalten, aber laut mündlicher Überlieferung wurde das Gelöbnis ziemlich genau eingehalten. Schriftlich festgehalten sind die folgenden Aufführungen:
1849 und 1868
1891 - Aufführungen in Neuwirt's Neugebäude
1913 - 21 Aufführungen Veranda beim Dollinger Spielleitung: Johann Hörtnagl
1918 - 14 Aufführungen
1927 - 10 Aufführungen Veranda beim Neuwirt Spielleitung: Alois Zorn
1947 - 19 Aufführungen im Theatersaal - Spielleitung: Alois Zorn
1948 - 3 Aufführungen im Theatersaal - Spielleitung: Alois Zorn
1954 - 16 Aufführungen im Theatersaal - Spielleitung: Alois Zorn
1955 - 3 Aufführungen im Theatersaal - Spielleitung: Alois Zorn
1965 - 10 Aufführungen im Theatersaal - Spielleitung: Alois Zorn
1973 - 12 Aufführungen im Theatersaal - Spielleitung: Maria Jordan geb. Zorn
1983 - 11 Aufführungen im Theatersaal - Spielleitung: Heinz Gatscher
1993 - 10 Aufführungen im Theatersaal - Spielleitung: Heinz Gatscher
2003 - 10 Aufführungen im Theatersaal - Spielleitung: Heinz Gatscher
2013 - 10 Aufführungen im Theatersaal - Spielleitung: Heinz Gatscher

In einem Artikel in der Tiroler Bauernzeitung aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war zu lesen:

"Für die Kulturgeschichte unseres Vaterlandes ist es sehr beachtenswert, wenn einfache Dorfbewohner aus eigenem Antrieb sich vereinigen, um der darstellenden Kunst nach ihrem Auffassungsvermögen Gestalt und Ausdruck zu verleihen.

Selbst in der Wiener Presse haben die Aufführungen ihre uneingeschränkte Anerkennung gefunden. Sie werden als das Glanzstück des Axamer Dorftages 1948 genannt.

Zu den Liedern des Josefnspieles ist zu sagen, dass die im handgeschriebenen Textbuch aus dem Jahr 1869 die ersten Aufzeichnungen der Liedertexte sind. In den Jahren 1913 und 1927 wurden sie vom damaligen Schuldirektor Franz Apperl neu niedergeschrieben, bzw. neu komponiert. Bei den Aufführungen im Jahr 1927 traten erstmals mehrere Schutzgeister auf und sangen die Lieder im Chor. Franz Apperl war der musikalische Leiter des Josefnspiels von 1913 bis 1955. Im Jahr 1955 überarbeitete Prof. Schmidhuber die Lieder. In der Zeit von 1955 bis 1978 lag die musikalische Leitung in den Händen von Josef Apperl dem Sohn von Franz Apperl.

Aus alten Zeitungsberichten wissen wir, dass das Josefnspiel eine Zeitlang vom eigenen, gut geschulten Orchester eingeleitet wurde.

1973 wurde das letzte Mal die Nazarenerfassung mit dem Schutzgeist inszeniert.

Anlässlich der 300 Jahr Feier im Jahr 1983 entschloss sich der Theaterverein, den Urtext von 1677/78 von Dr. Norbert Hölzl neu bearbeiten zu lassen. Dieser Urtext war für die Axamer vollkommen unbekannt. 1983 wurde dieser bearbeitete "alte“ Text aufgeführt. Das Bühnenbild für die Neuinszenierung schuf der Bildhauer und damalige Obmannstellvertreter Josef Zeisler. Prof. Peter Suitner komponierte die Bühnenmusik dazu. Die Chorlieder und die lebenden Bilder wurden unverändert wiederverwendet. Nur die Lieder des Schutzgeistes wurden in der Neubearbeitung nicht übernommen. Die Spielleitung übernahm Heinz Gatscher der auch den Text für die Aufführungen 1993 bearbeitete und baute die beliebten "Brüderlieder" wieder ein.

Das Schlusslied „Großer allmächtiger Gott“ das vom Chor und den Mitwirkenden gemeinsam gesungen wird, wurde vom Axamer Gerhard Pichler für 2013 neu bearbeitet

Beim Josefnspiel ist es auch Tradition, dass soweit als möglich, die Spieler jene Rolle spielen, die sie bereits 10 Jahre vorher verkörpert hatten.

Die Vorbereitungen für das Josefnspiel nehmen natürlich sehr viel Zeit in Anspruch. Es ist daher in der heutigen Zeit nicht mehr so einfach, 30 Darsteller und fast ebenso viele Sänger zu finden, die bereit sind, einen großen Teil ihrer Freizeit für die lange Probenzeit und für die Aufführungen zu opfern.

In der Besetzungsliste spiegelt sich auch das kulturelle Dorfleben wieder. Dass Mitglieder des Kirchenchores, der Musikkapelle, der Schützenkompanie, u. dgl. beim Josefnspiel aktiv mitwirken, zeugt davon, dass das Gelübde nicht nur eine Angelegenheit des Theatervereines ist, sondern dass diese Tradition in der Bevölkerung seit Generationen stark verwurzelt ist.

So gelingt es immer wieder, Spieler und Sänger zu motivieren und für das Axamer Josefnspiels zu begeistern. Einige der Darsteller waren 2013 bereits das 4. oder 5. Mal beim Josefnspiel dabei. Wir freuen uns aber, dass sich auch diesmal wieder viele junge Menschen bereit erklärt haben, mitzuwirken.

Wir sind stolz darauf, dass es uns Axamern gelungen ist, die Tradition des Axamer Josefnspiels über 300 Jahre aufrecht zu erhalten und zu pflegen und wünschen uns, dass auch die kommenden Generationen das Gelübde aus dem Jahr 1683 einhalten und die alte Theatertradition von Axams fortsetzen werden.

Heinz Gatscher